Mit über 93 Jahren blickt Nikola Marinov aus Plodiv in Bulgarien auf viele Geschichten zurück.

Ein Grundthema zieht sich durch sein ganzes Leben – die Liebe zur Musik und seinen Instrumenten. Es ist kein roter Faden, sondern ein schwarz-weißer, eine Lebensklaviatur. Doch auch Violinen und andere Streichinstrumente begeistern ihn bis heute.

Sein Wohnort ist wie ein Blick in ein Stück Musikgeschichte – umgeben von vielen Instrumenten.

Ein besonderer Moment in seinem Musikerleben war der, für Zar Boris spielen zu dürfen, als musikalisches Mitglied des Militärorchesters. Doch war er zu der Zeit nicht nur Vollblutmusiker, er kümmerte sich auch um die korrekte Stimmung der Saiteninstrumente. Ebenso kann er stolz darauf zurückblicken Co-Komponist an der Seite von Schostakowitsch gewesen zu sein. Von ihm hat er gelernt, dass Genies einen besonderen Herzschlag haben, den andere nicht haben. Ein Brennen für etwas und seine Liebe in schwarz-weiß, zur Klaviatur kann man im Grunde so beschreiben.

Die Liebe zur Musik gab ihm viel halt und gibt sie ihm bis heute, denn leicht war der Lebensweg von Nikola Marinov sicher nicht. Er stammte aus ärmlichen Verhältnissen aus Oryahovo, als er als Musiker nach Sofia kam. Er wurde in der Militärschule aufgenommen, in der er auch für das Orchester zugelassen wurde. Dieser glückliche Umstand machte ihn durch seine herausragenden musikalischen Leistungen zum Lieblingsmusiker von Zar Boris.

“Über Zar Boris kann ich nur sagen, dass er ein nahbarer Mensch war. Er liebte die Musik, besuchte unsere Stücke vom Orchester und er verließ den Palast im Grunde genommen unbewaffnet, ohne Leibgarde, nur ein Adjudant begleitete ihn und viele Junge wie Alte kamen ihm entgegen, um ihm die Hand zu geben, um ihn zu begrüßen.” – erinnert sich Nikola Marinov.

Er durfte auch Königin Johanna kennenlernen. “Eine sehr vornehme Frau mit einem hohen Kultur- und Kunstverständnis.”, sagt er.

Im 2. Weltkrieg wurde die Stadt Sofia stark bombardiert und am 6. September 1943 verstarb Zar Boris, der für Nikola Marinov ein ganz besonderer Mensch war. Während der Bombardierungen in der Stadt hielt er sich weiterhin an der Musik fest, gab auch anderen Halt dadurch – er spielte die Signal-Trompete.

Viele geschichtliche Ereignisse wie diese prägten Nikola Marinov doch seine Lebenslust, Lebensfreude und Dankbarkeit verließen ihn bis heute nicht, ebenso wenig wie die Liebe zur Musik, die er an seine Kinder und auch seine Enkel weitergegeben hat.